Ki Tov

Alex Vaughan: Ki Tov

  • The King of Denmark’s Galliard

  • Dr. Case

  • Mr. Thomas Collier His Galliard

  • Flow My Tears

  • The Earl of Essex Galliard

John Dowland: Suite

EP | DIGITAL

Alex Vaughan und John Dowland:

Klänge der Schöpfung, königliche Pracht und melancholische Intensität

Zwei Werke, die unterschiedlicher nicht sein könnten, präsentiert das Blechbläserquartett Tetra Brass auf seiner kommenden Veröffentlichung Ki Tov mit Werken von Alex Vaughan und John Dowland.

Psalm 136 der Lutherbibel, der Gott für seine Güte dankt und ihn vor allem als Schöpfer preist, inspirierte den australischen Komponisten Alex Vaughan (*1987) zu seinem Werk Ki Tov (2021) für Blechbläserquartett. Selbst ausgebildeter (und auch performender) Posaunist, weiß er genau um die Möglichkeiten der Klangbildung dieser Instrumentenfamilie. 

Wie in den meisten seiner Werke betritt der Künstler auch hier einen avantgardistischen Weg und nutzt konsequent außergewöhnliche, lautmalerisch-geräuschhafte Spielweisen. Zum Ausdruck kommt kein hymnischer Wohlklang, sondern „die Stärke des Himmel und Erde schaffenden Atems, sowie die Kraft desjenigen, der Israel aus der Knechtschaft Ägyptens geführt hat“, so Vaughan. „Viele meiner Werke zeichnen sich durch die Integration theologischer Ideen und konzeptioneller Musik aus. Dieses Stück ist jedoch eine Ausnahme davon. Es ist nichts anderes als ein reiner Ausdruck des Lobes. Es ist Musik, die aus dem Herzen entsprungen ist, aus Impuls und Instinkt, als Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem, der mich gemacht hat.“

Ki Tov verblüfft nicht nur die Zuhörenden – auch für die Musiker des Ensembles Tetra Brass haben sich hier neue Welten und die Möglichkeit zur Erweiterung ihres bereits breiten Klangspektrums aufgetan. Das besondere des Stückes: Ki Tov verwendet nur die – wie Alex Vaughan es nennt – „perkussiven Elemente“ der Instrumente. Während des gesamten Werks ist keine einzige Tonhöhe zu hören!

Den Vertreter einer ganz anderen Zeit und musikalischen Ausprägung hören wir mit John Dowland (1563-1626). Kein einziges Werk hat er für ein Blechblasinstrument geschrieben, so ist die Suite (publ. 1605), wie sie hier präsentiert wird, von Jakob Grimm, Bassposaunist bei Tetra Brass, selbst arrangiert. Dowland war Europas erster hoch angesehener Lautenist, hatte Engagements an den Höfen von England, Frankreich und Dänemark. Seine Person und sein bewegtes Leben sind wie nur bei wenigen Komponisten vor ihm untrennbar mit seiner Musik verbunden.

Dies zeigt sich insbesondere in den musikalischen Portraits, in denen er seine persönlichen Verbindungen in seiner Musik verewigt hat. Von der aufregenden King of Denmark Galliard bis zum melancholischen Flow my Tears fangen die fünf Sätze der Suite die Essenz der elisabethanischen Ära ein, machen dabei aber das zeitgemäße Arrangement für Tetra Brass möglich, sagt Bassposaunist Jakob Grimm. „Ich begann, Dowlands Musik zu entdecken und war fasziniert von den Adaptationen von Künstlern wie Sting, der die Stücke behandelt, als wären sie Jazzstandards! Insbesondere Dr. Case und Mr. Thomas Collier  faszinieren mich persönlich, denn hier kann die eigene Fantasie verrückt spielen, wenn man sich vorstellt, wer diese Personen waren."

Viele Werke Dowlands sind tief melancholisch; zum einen entstanden sie der Zeit der „Elizabethan Melancholy“, einer melancholischen Haltung in diversen Kunstformen, die in der elisabethanischen Zeit als ästhetisches Prinzip galt und sich mit der unausweichlichen Vergänglichkeit des Irdischen befasste. Zum anderen jedoch war John Dowland selbst tief melancholisch und sah sich lange Zeit um den Posten des Hoflautenisten in England gebracht, den Elisabeth 1. ihm verweigerte. Erst 1612, im für seine Zeit bereits hohen Alter, wurde er von Elisabeths Nachfolger James 1. zum Hoflautenisten berufen.

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Mr. Thomas Collier His Galliard